Habe der Redaktion von »Maischberger« (WDR) soeben auch eine E-Mail geschickt, da dort heute Abend der rechtsextreme Politiker Tino Chrupalla auftreten soll. Volltext folgt.
“Guten Tag,
aus den sozialen Medien habe ich erfahren, dass an Ihrer heutigen Sendung der AfD-Bundessprecher Tino Chrupalla teilnehmen wird. Da wird die Frage erlaubt sein: Warum? Was versprechen Sie sich davon, den Vorsitzenden einer Partei, die im Ganzen ein rechtsextremer Verdachtsfall und in seinem Landesverband (Sachsen) gesichert rechtsextrem [1] ist, zu befragen? Zumal der Aufbau Ihrer Sendung, wie der all der bekannten Polit-Talkshows, es noch nicht einmal möglich macht, den erwiesenen Lügen und Beschwichtigungen, die dieser Herr wie üblich äußern wird, mit der gebotenen Schärfe zu widersprechen und die von ihm verdrehten Fakten gerade zu rücken.
Ich halte ich die weitere Normalisierung der Positionen dieser Partei schon seit Jahren für völlig verantwortungslos. Nun, da auch einer breiteren Öffentlichkeit die Pläne der AfD bekannt geworden sind, und da große Mengen von Menschen endlich offen sagen, dass sie damit nicht einverstanden sind, sollte auch in den demokratischen Parteien und den (nicht nur, aber insbesondere) öffentlich-rechtlichen Medien ein Umdenken stattfinden: Viel zu lange haben diese Parteien und Medien sich die Themen (insbesondere Migration und Asyl) als vermeintlich besonders wichtig von den Rechtsextremen diktieren lassen, und oft genug werden sogar die vermeintlichen Lösungsvorschläge übernommen (Scholz: „endlich in großem Stil abschieben“), solange sie im Gegensatz zu den noch extremeren Plänen der AfD gerade noch verfassungskonform sind (wobei sogar das vom Bundesverfassungsgericht überprüft werden müsste). Es sollte endlich zu viel drängenderen Problemen (Klimakatastrophe, Wohnungsnot, für Normalverdiendende immer unbezahlbarere Mieten und Lebenshaltungskosten) und möglichen Lösungen dafür übergegangen werden.
Jedenfalls fordere ich Sie als Beitragszahler auf, Herrn Chrupalla für die heutige Sendung kurzfristig auszuladen und auch künftig sicherzustellen, dass keine AfD-Politiker*innen mehr dort auftreten. Es ist gut, dass viele Menschen sich auf den Straßen und online für den Erhalt unserer liberalen Demokratie einsetzen. Aber wir können das nicht allein stemmen, wenn die gemeinschaftlich von uns finanzierten Medien in diesem Punkt beinahe systematisch gegen uns arbeiten.
Seit spätestens 2014 (Pegida-Gründung) heißt es allenthalben, rechtsextreme Demonstrant*innen seien „besorgte Bürger“, deren Sorgen man ernst nehmen müsse. Dies geschieht auch in Form einer Ayslrechtsverschärfung nach der anderen und in Form von Grausamkeiten gegen Arme (vollständiger Entzug des Bürgergeldes für vermeintliche „Faulpelze“). Mittel- und Unterschicht werden mit anderen Worten fragmentiert und gegeneinander aufgehetzt, während die Gewinne der Großkonzerne und ihrer Aktionär*innen astronomische Steigerungen erfahren. Wer nimmt endlich die Sorgen aller Menschen ernst, die nicht rechtsextrem sind, sondern im Gegenteil in Würde leben und leben lassen wollen?
Mit freundlichen Grüßen
Sascha Kersken
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